Montag, 24. August 2015

Eine Stunde für Flüchtlinge

Die Artikel und Blogbeiträge, die ich in letzter Zeit zum Thema Flüchtlinge lese, machen mich fertig. Die Bilder bringen mich zum Heulen. Ich weiß nicht, wie ich mit all dem Leid umgehen soll. Ich schlafe schlecht ein und habe beschlossen, mich vorübergehend von Twitter fernzuhalten – ich ertrage den krassen Wechsel zwischen Leid und Belanglosigkeiten in meiner Timeline grad nicht. Ich habe das Gefühl, etwas tun zu müssen, und fühle mich gleichzeitig so unglaublich hilflos. Ich, ich, ich - Luxusprobleme angesichts der Situation der Flüchtlinge. Und das Wissen, dass mein Jammern ein verdammtes Luxusproblem ist, macht mich gleich doppelt wütend auf mich. Und die Welt. Und überhaupt.

Daneben steht das Gefühl, nach bezahlter Arbeit und Familienarbeit gerade überhaupt keine Zeit für mich zu haben. Objektiv ist das vielleicht nicht richtig, aber das Gefühl ist da. Kombiniert mit dem „ich muss doch aber etwas tun“-Gefühl stecke ich in einer Sackgasse, die mich lähmt und belastet.

Um aus dieser Starre rauszukommen, bin ich jetzt zu folgendem Schluss gekommen: wenn schon nicht Zeit, dann wenigstens Geld. Um für mich die Verknüpfung zu „aktiv etwas tun“ herzustellen und einen Geldbetrag zu finden (wieviel ist „genug“, „angemessen“, „richtig“?), mache ich das jetzt so: ich arbeite eine Stunde die Woche für Flüchtlinge. Ausgehend von einer 40 h-Arbeitswoche spende ich also 1/40 = 2.5 % meines (Netto)Gehaltes an Initiativen, die Flüchtlingen helfen. Eine Stunde ist nicht wirklich viel, aber ich will irgendwie einen Einstieg finden und einen Betrag, den ich auch langfristig halten kann. Sicherlich ist das nicht perfekt, aber etwas Besseres weiß ich auch grad nicht.

Und ihr, wie geht ihr damit um?

Liebe Grüße,
Frau Lotterfix

4 Kommentare:

  1. Hallo Frau Lotterfix,
    kann Dich gut verstehen. Es gibt so vieles, dass man tun kann, man muss sich nur informieren (ehrenamtliche Hilfe für Flüchtlinge) oder, wie Du, die Organisationen unterstützen, die den Flüchtlingen helfen kann.
    Gute Idee von Dir.
    Vor kurzem hatte einer der Nähnerds (weiß leider nicht mehr wer) auf Twitter geschrieben, dass Sie Stoffe & anderes Nähzeug spendet. Das fand ich auch eine gute Idee.
    Lieber Gruß, Muriel

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    1. Ja, bei uns werden zum Beispiel auch "Paten" gesucht, die Flüchtlinge/Flüchtlingsfamilien für einen längeren Zeitraum unterstützen - gar nicht unbedingt finanziell, geht eher um Hilfe im Alltag und bei Behördengängen. Finde ich super und hätte ich gern gemacht, weil ich das echt sinnvoll finde, aber nach reiflicher Überlegung wusste ich nicht, wie ich das in unseren Alltag mit zwei Vollzeitjobs und zwei kleinen Kindern reinquetschen soll.

      Liebe Grüße, Frau Lotterfix

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  2. Ach, du sprichst mir aus der Seele.All diese Bilder und meine Liveticker zu verschiedenen Sparten des Themas , dazu die örtliche Berichterstattung. .das ist echt schlimm.
    Ich bleibe ratlos und wütend und ohnmächtig angesichts der Bilder und Geschichten....
    Das mit der Arbeitsstunde spenden finde ich gut.Soweit habe ich noch garnicht gedacht.ich denke eher immer in Sachspenden, da das Geld oft versickert, und es garnicht so leicht ist eine durchsichtige Organisation zu finden.
    Wir haben im Ort eine Tafel, da bringe ich die Hälfte der Ernten hin.
    Unsere Landratsamtverwaltung ist bei privaten Hilfen für Flüchtlinge nicht sehr informativ, bisweilen eher unwillig und auskunftsarm.
    Und ich unterstützte proasyl.
    Und ehrenamtlich tätig wäre ich auch gerne, ist aber völlig utopisch, weil das braucht sehr viel Zeit und Herz.dasnhabe ich gerade nicht übrig, und halbe Sachen mach ich nicht.
    Und alles andere ist politisch.und dieses ganze Drama auf allen Ebenen ist auch nur politisch zu lösen. Aber das ist ja das Drama zum Drama. ...

    Genieß die Sonne !
    Und liebe Grüße
    Stella

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    1. Wenn konkret Sachspenden benötigt werden, bin ich da auch dabei - bei uns hier wird aber gerade darauf hingewiesen, dass zum Beispiel keine Kleidung mehr benötigt wird. Was mir anfangs gar nicht bewusst war: so einfach ist das mit den Sachspenden (von Verbrauchsmaterialien abgesehen) ja auch nicht, die müssen gelagert und passend verteilt werden und dafür gibt es aktuell häufig gar keine passende Organisation.
      Mit den Geldspenden ist das aber tatsächlich auch nicht trivial, stimmt. Ich habe eine Weile gesucht und mich jetzt erstmal für Spenden an den Kölner Flüchtlingsrat (http://koelner-fluechtlingsrat.de/) entschieden - die Organisation scheint mir solide zu sein und ein Feld abzudecken, was auf staatlicher Seite/bei den Wohlfahrtsverbänden zu kurz kommt.

      Liebe Grüße,
      Frau Lotterfix

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